Aprilwetter

Veröffentlicht in: Lieseln | 3
And I never buy umbrellas   Cause there’s always one around (Tom Waits)

Kinder, wie die Zeit vergeht! Jetzt ist draußen schon wieder Aprilwetter. Durchwachsen, einzelne Schneeflocken, nass, trocken, dies und das, aber im Haus laufe ich schon beharrlich barfuß. Draußen ist es ungemütlich. Dabei war es neulich schon so schön warm – als ich unter einer Weide langspazierte, summten über mir Bienenschwärme, und die alte Kiefer knisterte, weil in der Sonnenwärme die Zapfen aufsprangen. Und dann drehten sich kleine Kiefersamenpropeller in der sanften linden Brise auf ihrem Weg zur Erde, irgendwo.

Aprilwetter war 2016 auch der Name für einen netten kleinen Kissenentwurf für die Patchworkgilde. Schon ist ein Jahr um, und ich kann den Entwurf für alle Interessierten online stellen – Kissen gehen immer, besonders, wenn man sich dann und wann auf der Suche nach ein bisschen Frühjahrsnestwärme nochmal einkuschelt. Oder am Wochenende noch ein Weilchen im Bett sitzen und lesen oder stricken möchte. Hier ist das Aprilwetter-Kissen-pdf.

Enjoy!

Schlüsseleule

Veröffentlicht in: Nähen | 2

eule1Text und Textil, immer wieder.
Eigentlich wollte ich nur eine kleine Eule nähen, als Geschenk für eine liebe Eulenfreundin – Freundin von mir und Freundin von Eulen.

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Vor Jahren schon hatten wir nach dieser Inspriration, gefunden in einem japanischen Buch, Schlüsselkatzen genäht (Dieses Buch hier, so alle fünf Jahre kommt es wohl ganz gelegen). Meine kann ich leider nicht mehr zeigen, weil ich sie verloren habe. Genauer gesagt ist sie natürlich nur weitergereist, hat sich irgendwie abgeseilt und ist davonspaziert, sie ist ja nicht weg, sondern nur woanders. – Aber die Schlüsseltaschenform finde ich sehr süß, und wo eine Katze ist, ist eine Eule nicht weit. Eine Eule ist eigentlich sowieso nur eine Katze mit Püschelohren und Flügeln und Riesenaugen und ohne Schwanz und ohne Zähne und okay, vielleicht doch nicht.

Aber man kann es ja mal probieren, aus einer Katze eine Eule zu zaubern. Und wie ich so am Werkeln war, erzählte mir die Eule ihre Geschichte. Ich hab sie gleich aufgeschrieben…

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Wie schön, wenn jeder seinen eigenen Weg findet.

Novembersüße

Veröffentlicht in: Jahresrad, Lieseln | 5

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Novembernebel, Geheul und Wandel. – Vielleicht versüßt das November-Angebot in der Lieselei (zu jedem Lieselbuch 1x Papierschablonen nach Wahl gratis, zum reinen Buchpreis) der ein oder anderen Lieslerin die dunklen Abende, oder die einer lieben Freundin. Denn ich weiß ja, wie über den wundervollen November gejault werden kann, wenn Nacht und Nebel zu lang und zu dicht werden und etwas Farbe ins Leben muss.

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Ich mag den November. Ich weiß, das sag ich jedes Jahr. Und jedes Jahr bin ich wieder entzückt, wenn November ist. Mit dieser Meinung schwimme ich im Großen und Ganzen gegen den Strom. Und ja, es ist dunkel, es wird kalt, man nimmt Abschied von Jahr und Garten und fühlt all das Blühende und Wachsende durch die Finger gleiten, Moder, Moos und Pilze. Wird jemals wieder eine Blüte aus diesem tristen Boden treiben? Ja. Wird sie. Aber erstmal wird Platz gemacht. Und auch wenn der Spätherbst dunkel und grau ist, ist er doch das Negativ, die Vorbereitung für das unbeschriebene weiße Blatt, auf dem wieder alles möglich ist. Und weil die Sonne besonders golden ist, wenn sie denn mal golden scheint, im November, und ja, weil ich ein Novemberkind bin, habe ich das Gefühl, den liebenswerten November mit seinem Nebel und seinen in den Boden sinkenden Blättern ab und zu mal hochhalten zu müssen und zu sagen, seht her, er ist einer von Zwölf, nur mit ihm ist das Jahr vollständig! Fast hätte ich gesagt: Ihn ab und zu mal in den Arm nehmen zu müssen – das freut ihn natürlich auch, aber brauchen tut er das nicht, er ist nämlich stark und präsent und schafft das getrost ganz alleine.

Vielleicht freut sich aber der ein oder andere Mensch, wenn er denn (konkret oder im weitesten Sinne) ab und zu mal in den Arm genommen und gedrückt wird, wenn der Novembernebel gar zu grau ist. Und weil es vom tröstlichen Licht und nettem Austausch nicht weit bis zum geselligen Handarbeiten ist, mit Tee und Kerzen, Farben und weichem Material, können wir unser Nähkörbchen jetzt ruhigen Gewissens vorholen und in aller Weltenruhe farbige Werke schaffen, und uns selber bestätigen: Im Frühling wachsen die Blumen wieder. Aber erstmal zur Ruhe kommen…

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Sehnsucht nach Sechsecken

Veröffentlicht in: Lieseln, Quilt | 5

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Manchmal muss es ganz irdisch sein. Geerdet wie ein Kartoffelfeld.

Eigentlich wollte ich nur eine einzige Sechseckrosette aus sieben Teilen nähen; es begann alles mit der Idee für einen Liesel-Workshop und der Frage, was absolute Lieselneulinge wohl an einem launigen Abend so gelieselt bekommen – eine Sechseckrosette, in handlicher Eineinviertelinchgröße, klar! Also lieselte ich ein Anschauungsobjekt, applizierte es eher praktisch als schön auf eine Leinenserviette und war ganz zufrieden. Ein farbiger kleiner Tupfer in einem langen, bewegten Tag. Ich war rechtschaffen müde und schlief tief, fest und traumlos, um am nächsten Morgen mit der Erkenntnis aufzuwachen: Ich! Muss! Sechsecken! Nähen! Je mehr je besser, am liebsten ein zwei mal zwei Meter großer Quilt, ein Flickenquilt real wie Haselnüsse und Hefekuchen mit Rosinen. Wenn so eine Idee erstmal da ist, ins Rollen kommt und Fahrt aufnimmt, sollte es kein Halten geben. Ich schnitt stapelweise Stoffreste zu Hexagons, während mir die Staubmäuse possierlich um die Puschen tollten. Heften, anordnen, lieseln… Irgendwann zwischendurch knipste ich nochmal für drei bis vier Sekunden den Verstand ein und machte einen „Entwurf“,  das heißt, ich beschloss mal eben, die Teile nicht zu wahrlos, sondern in Doppelrosetten anzuordnen.

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sechs9Einzelne Hexies sind bewusst aus dem Fadenlauf gedreht – teils wegen der Musterung,
teils, weil es den Flickenquiltcharakter unterstreicht.
sechs41 1/4″ (ca 3,2 cm Kantenlänge)

sechs8Was für ein Farbglück! Die Muster, die Stoffe, die Farbverläufe, das Garn! (Diese sehr unpassende Erkältung in den ersten herbstkalten Tagen tat ein übriges, so doof wie sie war, aber immerhin war es möglich, auf dem Sofa Sechsecken zu nähen) Wenn man dann noch zwischendurch, bei Nähtreffen, anstatt fernzusehen und nochmal zwischendurch näht und näht und näht, dann blühen die Rosetten schneller auf als man „Hexadezimalsystem“ sagen kann.

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Manchmal darf es ganz einfach sein.
Manchmal darf man getrost ganz kleine Brötchen backen.