Fan Shawl, für unterwegs

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Woran erkennt man, dass ein Projekt das perfekte Handtaschenprojekt ist?

fan1Jepp. Wenn die Anleitung irgendwann so aussieht. Und woran erkennt man, dass man schon viel zu lange an einem Projekt gearbeitet hat? Genau. Eben daran…

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Der Fanshawl ist so genial, weil man immer nur eine kleine Partie von maximal 50 Maschen strickt, die man dann mit Muster und Abnahmen zu einem Fan, einem „Fächer“, verstrickt, bis nur noch eine Masche auf der Nadel ist. Dann nimmt man wieder 50 neue Maschen auf, teilweise aus den schon gestrickten Kanten, und das ganze geht von vorne los. Wirklich schön für unterwegs, weil es trotz des wachsenden Tuches eben doch immer ein kleines Strickzeug bleibt.

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fan5Garn: Noroyarn, Taiyo Lace [perfekt in Lila, Grün, Orange…]

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Der Farbverlauf unterstreicht hier die Fächerform. Passenderweise (und zufällig) ist der Verlauf meistens lang genug für einen Fächer, und selbst wenn eine Farbschattierung über mehrere Fächer läuft, kommen die Partien an anderen Kanten wieder klarer zur Geltung, weil aus anderen, schon gestrickten Fächern, die Maschen wieder aufgenommen werden. Den Effekt könnte man noch unterstreichen, indem man für jeden Fächer ein neues Garn nimmt – also auch prima für kleine Reste. Wahrscheinlich wäre auch ein „Patchwork“ aus ganz unterschiedlichen Garnen, Stärken und Effekten denkbar… ein Ideenfaden zum Aufnehmen.

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Nachdem der Fan Shawl also weitgereist ist und in unterschiedlichsten Taschen als Unterwegsprojekt gehaust hatte, begleitet er mich jetzt wieder, luftig leicht und klein in der Handtasche für schön und nützlich.

Übrigens war ich nach schätzungsweise zwei Jahren des Fächer-Strickens
tatsächlich schon auf Seite 2 der Anleitung. Der Rand! Das Finale!
Und hätte sich nicht ein paar Meter vorm Ziel das Garn total verfitzt,
wäre ich doch wirklich eine halbe Stunde früher fertig gewesen.

♥♥♥

Jeder Moment ein bisschen Farbe

Veröffentlicht in: Farbteilchen, Nähen | 0

klammer5An Farbe kommt man ja gar nicht vorbei. Es gibt nichts, das nicht farbig ist. Alles hat Farbe, Helligkeit, Leuchtkraft und Wechselwirkung mit der Umgebung. Also hat es auch Sinn, darauf zu achten, welche Farben man verwendet, welche man wofür mag, wie sie wirken und wann sie wechseln – mit der Tageszeit, der Stimmung, der Jahreszeit, dem Alter, auch mit der Mode und dem Angebot und dem Zeitgeist. Manche Menschen haben die Lieblingsfarbe, andere brauchen eine Palette an Schattierungen, mit Zwischentönen, Akzenten, Vorder- und Hintergrund, Überraschungen und subtilen Nuancen, aber das in allen Tönen, mit Schwerpunkt auf Farbfavoriten, von Lila über Orange bis Grün, und dazu ein bisschen Gelb und Rosa und Blau… Für jeden Bereich des Lebens gilt wieder eine andere Farbwahl. Kleidung, Einrichtung, Deko, Schmuck, Garten, sogar die Wahl des Haustiers? Die Bettwäsche, die Haartönung, die Kuchenglasur. Der Beutel für die Wäscheklammern.

klammer7Bei dieser Flut an Farben und Informationen ist es manchmal gar nicht so leicht, die echte eigene Farbstimmung zu erspüren. Wir sind begeistert von der neuen Einrichtung bei einer Freundin, einer Handtasche, der Gießkanne, Nagellack, 1000 Ballen Stoff im Laden, den Innovationen dargestellt in Zeitschriften und allgegenwärtigen Medien… und wollen das dann genauso haben, weil es doch so schön ist. Oder so sinnvoll. Oder so pflegeleicht. Aber bei soviel Input noch zu wissen, wer man als Farbklang wirklich ist, ist gar nicht so einfach. Aber es lohnt sich. Neulich stöberte ich an einem Marktstand, an dem im Wind Klamotten wehten, bunte Kleider, T-Shirts und kurze Hosen, und ich wollte unbedingt dieses eine Top haben. Ich hatte die Wahl zwischen Anthrazit und Beerenlila. Was für eine Frage! Ich liebe Farbe und Lila und die Sonne schien, und Grau ist bloß so…. grau. Äääh, aber was war das denn jetzt für ein Bauchgefühl, das mir da dazwischenfunkte? Das dunkelgraue Tunikahemdchen soll stimmiger sein als das farbfrohe? Really?! Ja. Gegen jede Vernunft aufs Bauchgefühl gehört und ein albernes kleines Oberteil aus dem Urlaub mitgebracht. Diesmal in Grau. Ja. (Esel sind auch grau, fällt mir dazu gerade ein. Und ganz entzückend. Und so hübsche Ohren!)

klammer3Ein achtteiliges Schnittmuster aus acht unterschiedlichen Stoffen zu nähen, kann pures Glück sein. (Und mancher schlägt die Hände über dem Kopf zusammen und genießt für sich selig die Schlichtheit einer einzelnen reinen Farbe, und ist es nicht schön, dass alles richtig ist?).

klammer1das Schnittmuster gab mir eine Freundin, freie Anleitung aus dem www

Sogar ein auf dünnes Transparentpapier durchgepaustes Schnittmuster, dem eine Seite aus einer Zeitschrift Stabilität geben soll, kann ein Augenschmaus werden. Packpapier geht auch, klar… Und wie sehr die ganze Angelegenheit Stimmungssache ist, zeigt sich darin, dass ich andererseits auch schon mal Geschenke in Packpapier gewickelt habe – aufgerüscht mit aufgeklebten Liebesmarken und dem Namen des Beschenkten in Glitter-Glue aufgetuscht.

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klammer2Wir sind sowieso von Farbe und Material umgeben, dann kann man damit auch spielen und gestalten und nach Herzenslust kombinieren, und sich genau die Variation rauspicken, die das Herz erfreut. Also horcht doch ab und zu mal auf dieses feine Gefühl, ganz von innen heraus, das ganz genau weiß, was jetzt gerade stimmig ist.

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Farbe ist Schwingung.
Farbton.
Persönlich wie die Handschrift und die Stimmfarbe.

An Farbe kommt man nicht vorbei.
Und jeden Moment farbig zu gestalten,
könnte alles sein, was nötig ist.

kleine Dinge, und LogCabin

Veröffentlicht in: Stricken | 6

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Nach dem Sinn des Lebens zu suchen kann ganz schön anstrengend sein, und meistens kommt dabei eh nur raus, dass man einfach bloß mal mit dem Suchen aufhören und ein paar Momente in der Hängematte chillen sollte. Das Leben ist voll mit amüsanten Kleinigkeiten, und wenn man den Blick mal kurz weg vom Alltagsdrama hin zum Detail wendet, kann man jedes klitzekleine Juwel erkennen.

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Und so strickte ich aus Garnresten neue Waschlappen für die Küche. Die sind viel schöner als Kunststoffschwämme. Da sie in stetiger Benutzung sind und ständig in der Kochwäsche landen, brauche ich ein ganzes Körbchen voll davon. Und sie nutzen sich irgendwann ab. Kanten und Klingen ritzen Fäden; Heißwäsche, Schleudergang, der Zahn der Zeit… irgendwann sind sie hin, und ich darf, hurra, neue stricken. Und weil ich das immer schon mal probieren wollte, wurden es diesmal kleine LogCabin-Blöckchen, schlicht aus einer quadratischen Mitte mit vier Streifen rundum – nur rechts gestrickt und jeweils aus der Kante Maschen aufgenommen. Es gibt wunderschöne LogCabin-Strickdecken (auch auf meiner ToKnit-Liste). Aber ich brauchte ja bloß Lappen, und bei aller Begeisterung merkte ich ziemlich schnell, dass unendlich viele Fäden aus meinem Strickwerk hingen, die alle noch vernäht werden wollten… Dazu hatte ich aber keine Lust, und so strickte ich schnell noch einen Lappen, und dann noch einen. Aber die Gewissheit lauerte mit mathematischer Unverrückbarkeit von Anfang an im Hintergrund: Irgendwann werde ich die Fäden vernähen müssen, und je mehr Lappen, um so mehr Fäden… dagegen kann ich nicht anstricken…

Zeit verging.

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Ich nähte Knöpfe an und erledigte Unerledigtes. Ist auch wichtig. Und manchmal ganz schön.

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So, und dann hab ich mir endlich mal eine vernünftige Technik fürs Fäden verwahren angeeignet, und dann ging es schwupps, und die Lappen sind einsatzbereit! So klein, so unwichtig, und so schön. Und man kann erstaunlicherweise sogar ganz ohne Abwasch eine Menge Spaß mit ihnen in der Küche haben.

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logcabin1Übrigens: Salbei!
(Hier im Kännchen, hielt länger als das Fliederblütensträußchen.)
Salbei ist grandios!

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Nicht nur als Tee, auch für Blumensträuße aus dem Garten.
Das silbrig samtige Graugrün schafft einen wundervollen Hintergrund für jede Blüte.
Und dazu ein Maiblümchen…

Sechseckkissen „Aprilwetter“

Veröffentlicht in: Lieseln | 2

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Huch, schon April! Zeit, meinen immerwährenden Lieblingskalender umzublättern. Letztes Jahr um diese Zeit sagte ich der Patchworkgilde spontan zu, dass ich für Mitglieder der Gilde eine Kissenanleitung für die Monatsaktion 2016 spendiere, für den April. „Aprilwetter“, eine Mischung aus schäg und klassisch und Limonengrün. Auf der Rückseite hat es übrigens Kunststoffdruckknöpfe. Der Beutel mit den bunten Knöpfen samt Zange ist mindestens ein so tolles Spielzeug wie der Wollewickler. Warum noch irgendetwas nähen, wenn man es  – zack! Knopf mit Zange in den Stoff genietet – zuknöpfen kann. Vom Loch in der Hose über Kissenverschlüsse bis zum Ersatz für superunpraktisches Klettband.

Der April ist so inspirierend. (Okay – jeder Monat ist so inspirierened, aber am meisten doch immer der, der gerade ist. Tschacka.) Ein Seewind heult ums Haus, und das, obwohl wir nicht mal an der Küste wohnen; aber der stürmische Wind klingt genau so, nach See und Weite und Möwen und ziemlich frei. Es gibt Licht und Schatten und grelle Sonne und Wolken im schönsten Wechsel, mit Aufbruchstimmung Richtung Frühling. Wenn man rausgeht, um die Ostereier vom Apfelbaum zu nehmen, jedenfalls die, die noch nicht runtergeweht sind, frieren fast die Finger ab. Aber das macht ja nichts wenn man weiß, dass man es drinnen gleich wieder warm hat und es Kaffee und Haferkekse gibt.

Die Sache mit den Mützen hat dann übrigens doch noch geklappt. Für warme Ohren und gegen Sturmfrisur.

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