Gedanken über den Kleiderbügel

Veröffentlicht in: Farbteilchen, Stricken | 1
bestrickter Kleiderbügel am Werkstattschrank, letzte Fäden soeben vernäht

Mit dem Kleiderschrank ist das so eine Sache. Meistens ist viel zu viel drin. Aber gerade, wenn man eine Schwäche für Textiles hat, hat man für eine Menge Kleidungsstücke aller Arten gute Argumente.    Irgendwann bin ich dazu übergegangen, meine Garderobe nach Farben zu sortieren. Sehr erfrischend, nützlich, und teilweise erstaunlich. Doch soviel Schwarz? Erstaunlich viel Weiß. Fast kein Gelb oder Grün. Rottöne, viele diverse. Blau, Lila, sowieso. Warum Grau?     Wer sich zu zweit eine Kleiderstange teilt (meine Hälfte, deine Hälfte), kennt vielleicht den Effekt, dass sich periodisch seine/ihre  Hemden/Kleider rüberdrängeln und versuchen, Raum zu erobern. Dabei gewinnen nur die Knitter und Falten in den plattgedrückten Stücken.  Also wieder eine Aussortieraktion, und das Auslagern von Shirts in Kommodenschubladen.

(Schon wieder viel zuviel, und die Farbsortierung den Bach runter.)

Einiges bleibt auf Bügeln. Aufgebügelt, sozusagen. (Als ich irgendwann mal einen Studentenjob in einer Modeboutique machte, bekam ich einen ziemlichen Schock als die Chefin auf turmhohe Berge von Warenkartons zeigte und uns Mädels anwies: “Die Ware müsst Ihr aufbügeln!”. Ich sah mich schon schwitzend endlose Stunden am Bügelbrett stehen  –  aber nein, die Ware musste nur Auf Bügel. Aha.)

Diese Drahtbügel von der Wäscherei, aus denen man so gut Herz oder Kreis als Rankhilfe für Zimmerpflanzen biegen kann, finde ich sehr fotogen. Stylisch. Understatement. Reduziert aufs Wesentliche, ein Stück Draht, gebogen, um wertvolles Textil zu tragen.   Aber ehrlich, praktisch sind sie nicht, außer für Tops oder sonst irgendwas mit Spaghettiträgern.   Und da ja unser schönster Handarbeitsdaseinszweck darin liegt, das Alltägliche zu versüßen und dem grauen Alltag etwas Farbe zu verleihen, der Wolke quasi ein lächelndes Gesicht zu verpassen, ist es so eine charmante, nette, (un-)nötige Geste, einfachen alten hölzernen Kleiderbügeln ein verziertes Strickkleid maßzuschneidern. Über dem sie dann unser Kleid tragen.

Auf den Punkt und wenig hübsche Bügel gebrachte Garderobe. Das wär’s doch.

  1. Angelika

    Liebe Hilde,
    der Kleiderbügel gefällt mir sehr gut und die Beschreibung deines Kleiderschrankinhalts kommt mir sehr bekannt vor 😉

    Liebe Grüße
    Angelika

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